Monday, November 26, 2007

Fassade zerstört - kein Pappenstil

Gestern hatten wir Besuch. Ich sag nur soviel, dass er gerade getrennt von seiner Frau lebt, weil die Frau ihn verlassen hat. Von meiner Frau habe ich mir schon oft sagen lassen, dass er gerne die Probleme von sich herum trägt, um Unterstützer bei seinen Bekannten auszumachen. Ich ging trotzdem ganz neutral an die Sache heran, ich wusste, dass es ein anstrengender Sonntag werden würde und ich wollte so viel es ging helfen.
Wenn ich das löschen soll, sagt es mir bitte. Auf jeden Fall ist das hier geschriebene sehr emotional anstrengend. Ich schreibe es auf, um das Gestern zu reflektieren.
Eigentlich wollte er erst um 14:00 kommen, er war allerdings schon wesentlich früher da. Ich war noch in der Gemeinde, meine Frau blieb daheim. Da der werte Herr sehr früh kam, beschwerte er sich bei Leah, warum sie denn nicht im Gottesdienst sei.
Desweiteren soll er sich in meiner Abwesenheit bei Leah über die ganzen Flaschen Alk (etwa ein dutzend Flaschen mit 0,4l - 1,0l Inhalt mit 14%-40%) beschwert haben, die auf dem Schrank stehen. Am Ende seines Besuches fragte er mit einem Lachen in der Stimme, wann wir diese denn trinken wollten, woraufhin ich "Morgen" antwortete (die ganze Dosis an einem Tag würde einen umbringen). "Mein Vater hatte eine Bar", erwiderte er (sein Vater war Alkoholiker, aber so eine Antwort wäre wohl etwas zu offen).
Am Esstisch fragte Dina, warum denn seine Frau von ihm weggegangen sei.
Antwort: "Man sagt, ich sei Böse"
Dina: "Wieso, Du bist doch gar nicht Böse"
"Ja, Es gibt auch ein paar Sachen, die will ich nicht sagen." (lacht)
Er versuchte also die ganze Zeit über, die Schuld auf andere abzuwalzen. Jetzt irgendein Urteil zu fällen wäre Schwachsinn, da man auch die andere Seite hören muss. Aber man macht sich sein Bild. Wie gesagt, ich bin neutral in das Gespräch rein gegangen. Ich schreibe mal ein paar Sätze (quasi Zitate) von ihm auf, die im Laufe des Nachmittags gefallen waren, allerdings sind sie nicht in der Reihenfolge geschrieben, in der sie gefallen sind und für manche der Sätze musste ich näher nachfragen (für Beweise, Erläuterungen etc):

"Die Mama sagt, ich kann nicht logisch denken" "Die Mama möchte immer streiten. Die hat irgendwas und möchte darüber diskutieren, aber ich sage das ist so und dann ist das so." "Ich sage es ihr auch laut und deutlich."
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"Man sagt ich war krank" "Die Krankheit hat mich aggressiv gemacht" "Ich habe meine Kinder mit Härte erzogen" (Ergo: Die Krankheit war Schuld. Auf mein "Ich erziehe die Dina auch mit Härte" wurde er auch nicht konkreter)
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"Ich will aus der Gemeinde weggehen. Einige von der Gemeinde leben in Sünde." "Die sind nicht verheiratet und haben eine Beziehung zu einer Frau" "Eine sexuelle Beziehung"
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"Ich lebe nur für Jesus, nicht für meine Frau" "Sie macht etwas total unbiblisches" "Gott hat keine Trennung vorgesehen" (doch, in Spezialfällen schon) - (halbe stunde später) "Ich kann schon eine andere Frau heiraten. Ich komme trotzdem in den Himmel." (feixend) "Ich bin noch nicht so alt, dass ich keiner Frau mehr gefalle"

Ich versuchte, wo ich es nötig befand, zu widersprechen, einige seiner Widersprüche sind mir aber auch erst hinterher aufgefallen. Aber man kann sowieso nicht etwas gerade rücken, was mehrere (quasi-)professionelle Berater in mehreren Tagen Arbeit nicht schafften (Und wer hier rein interpretiert, ich habe resigniert: ja, habe ich ein gutes Stück weit). Und außerdem will ich ihn auf keinen Fall toben sehen.
Der Abschuss war allerdings, wo wir ihn auf seine Unterhaltspflicht hinwiesen und wie das funktioniert, war seine Antwort:
"Das ist ja ungerecht. Ihr habt so ungerechte Gesetze! Ich kann das nicht bezahlen!"
Ich: "Das richtet sich ja nach deinem Einkommen. Wenn Du eine kleinere Wohnung mietest, kannst Du das auch bezahlen."
Es sei ja ihre Schuld, dass sie abgehauen sei, und deswegen müsse er ja nicht zahlen. Ich machte ihm klar, das seine Frau in diesem Fall sowohl im Trennungsjahr und auch in der Zukunft ein Recht auf Unterhalt hat.
Im Laufe des Nachmittags kamen so einige Widersprüche und Beschönigungen zusammen. Allerdings ist alles etwas wirr. Da es bei solchen Gesprächen kaum um Logik geht, ist es sehr schwer, alles zusammen zu tragen.
Das Gespräch ging uns sehr nahe, wir haben es erst nach einigen Stunden verdaut (eigentlich nicht wirklich). Leah und ich haben uns angeregt, Gott sei Dank aber friedlich darüber unterhalten.

Ich habe ja gewusst, dass er einiges hinter dem Berg hält, die Fassade schön aussehen lassen wollte. Ich hatte einige Insider Informationen über sein früheres Schaffen, die sehr authentisch erzählt wurden (wo man gemerkt hat, die Betroffenen Personen ringen ganz schön um die Fassung, und auch als Zuhörer muss man schlucken), die man sich nicht einfach so aus den Fingern saugen kann, und auch von mehreren Personen übereinstimmend (die dieser Mann sich nicht traut auszusprechen). Dieser Mann kann so ein Mitleid erregen durch die Art, wie er die Sachen vorträgt. Aber gestern wurden mir da Gott sei Dank die Augen geöffnet.

2 comments:

No Limit said...

…ohne worte…

MichaelLJ said...

Sorry - ich hab aus versehn auf Moderation gestellt und bis ich neue Kommentare bemerkt habe, hat es gedauert ...